Sphärisches Wasserballett
von Christian Hubschmid für
SonntagsZeitung vom 16.12.2007
Cyrill Schläpfer macht mit
Dampfschiffen sphärisches Wasserballett
Als der Künstler Peter Regli im Rahmen seines „Reality Hackings“ Dampfschiffe
auf dem Zürichsee auffahren liess und zu einem Hupkonzert orchestrierte, musste
man einfach nur schmunzeln. Es war ein Gag, aber auch nicht mehr. Wenn nun ein
anderer Wahnsinniger - ähnlich wie Regli - eine Dampfschiffsymphonie komponiert,
dann ist die Frage schon viel schwieriger zu beantworten, ob das noch lustig ist
respektive ob es gelingt.
Der Luzerner Cyrill Schläpfer, bekannt durch seinen Film „UR-Musig“, sticht mit
einer Dampfschiffflotte in den Vierwaldstättersee. Das Hupen, Knarren, Fauchen
und Stampfen der Schaufeln, Planken, Seile und Glocken verschlauft er zu einem
gewaltigen Tiefsee-Arrangement, das eine galaktische Weite und eine archaische
Geborgenheit verströmt. Es entsteht eine musikalische Urlandschaft, eine
unbewusst erlebbare Musique concrète, deren Schönheit nur mit der bodenlosen
Tiefe und der sublimen Melodie des Vierwaldstättersees vergleichbar ist. Die
Uri, Unterwalden, Schiller, Gallia und Stadt Luzern gleiten mit ihrer ganzen
technischen Wucht am Rütli vorbei, um zeitlupfenhaft im Rhythmus der Natur
unterzutauchen. Die Zeit steht still, das Werk ist gelungen.
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