Die Waldstätte Filmkritik

 

Von Christoph Egger für NZZ, 21. Februar 2008


1993,  lang vor dem heutigen Boom der alt-neuen Volksmusik im Film, hat Cyrill Schläpfer "UR-Musig" vorgelegt, einen visuell berrückenden Versuch, den Urgrund alpenländischer Musik nicht bloss an Land und Leuten festzumachen, sondern wesentlich auch an deren bezug zu Tieren, zum Vieh. "Die Waldstätte" nun, der 70-minütige filmische Part eines über Jahre hinweg erstellten vierteiligen Monumentalwerks, versteht sich sehr viel radikaler noch als musikalisches-bildliche Komposition. Der Vierwaldstättersee wir hier als klingendes, tönenendes Gesamtkunstwerk begriffen, auf vielfältige Weise instrumentiert durch seine Dampfschiffflotte. Gelegentlich verharrt die Kamera vor einzigartigen Ansichten zumal des Urnersees und offenbart dessen Fjordcharakter; zumeist aber gleitet sie in unaufhörlicher Fahrt nicht über die Landschaften und technischen Konstruktionen, sondern über deren Fotografien, bis Schiffe abheben wie bei Méliès und vom Meer und selbst von kosmischen Dimensionen zu träumen beginnen.

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